Der Erbig (285m ü.M.) ist unser Schweinheimer "Hausberg". Der etwas niedrigere Nebengipfel ist der "Sternberg" (258 m ü.M.). Von dort eröffnet sich ein grandioser Rundumblick über das Maintal, Aschaffenburg und Schweinheim. Bei klarer Sicht kann man von hier sogar die Frankfurter Skyline am Horizont sehen. Bei einem Spaziergang um den Erbig lassen sich einige besondere Orte entdecken, deren Geschichte mal mehr und mal weniger bekannt ist. Wir möchten Euch auf eine kleine Entdeckungstour mitnehmen.
Anlässlich seines 80jährigen Bestehens errichtete der Gesellschaftsklub "Fidelio" 1993 auf dem schönsten Aussichtspunkt der Stadt eine Umgebungs-Hinweistafel. Anhand der Tafel lassen sich Blickpunkte in Nah und Fern gut bestimmen. Die künstlerische Ausgestaltung wurde von Josef Saalbach, die Anfertigung des Gußmodells von Bruno Baumbach übernommen.
Die "Drei Kreuze"
Bekanntestes Wahrzeichen, das auch von weitem sichtbar ist, sind die "Drei Kreuze". Mehr dazu erfahrt Ihr hier.
Das "Fidelio - Ehrenmal"
Am Fuße des Erbig liegt, vom Steinweg kommend, das "Ehrenmal" von Fidelio. Dort wird jedes Jahr der Verstorbenen des Vereins gedacht. Mehr dazu erfahrt Ihr hier.
Nimmt man am "Fidelio - Ehrenmal" den rechten Weg hinauf zum Erbig, befindet sich am sogenannten Antoniusweg rechts ein Gedenkstein. Diesen ließ die Gemeinde Schweinheim 1929 dem scheidenden Oberforstmeister Adolf Brand schon zu dessen Lebzeiten setzen. Die Inschrift lautet:
Herr Brand war Vorstand des Forstamtes Aschaffenburg Süd und spielte auch im gesellschaftlichen Leben Aschaffenburgs eine große Rolle. Er war Vorstand der Casino-Gesellschaft, des Deutschen Sprachvereins, des Jagdschutzvereins und des Corpsphilister-Verbandes.
Der Steinbruch am Erbig
Gegenüber vom "Brand"-Denkmal hangaufwärts sieht man heute noch Vertiefungen von Steinbrüchen. Im Aschaffenburger Intelligenzblatt vom 11.03.1892 ist zu lesen:
"Nach langer Zeit soll der Erbig wieder als Steinbruch ausgebeutet werden. Die Gebrüder Wörner in Aschaffenburg haben nämlich denselben gegen eine Summe von 1000,- Mark auf 10 Jahre in Pacht genommen. Je nach dem Resultate der Ausbeutung soll die Pachtsumme erhöht werden. Man wünscht den Herren Wörner den besten Erfolg."
Allzu groß scheint der Erfolg nicht gewesen zu sein, denn die Wunden am Erbig hielten sich, wie man sieht, in Grenzen.
Der Bunker am Erbig
Oberhalb des "Fidelio - Ehrenmals", an der Kurve des Antoniusweges, befand sich auf der linken Seite ein Schutzbunker. Frauen, Kinder und ältere Männer mussten während des zweiten Weltkrieges Luftschutzgräben und Bunker ausheben. Die Siedler der Ebersbacher Straße hatten in den Berghang zwei bis gut 20 Meter tiefe Stollen gegraben. Diese waren innen mit Balken und Brettern notdürftig abgestützt. Der Durchstich zum zweiten als Notausgang gedachten Stollen wurde nicht mehr fertig. Bei Fliegeralarm und besonders in den letzten Kriegstagen der Karwoche 1945 suchten ca. 60 Personen Schutz in diesem Erdbunker. Unter diesen befanden sich auch zahlreiche Fidelianer.
Am Palmsonntag waren ca. 30 amerikanische Panzer über die Nilkheimer Brücke gekommen und standen auf dem Erbig und dem Sternberg. Es tobte ein heftiger Beschuss und Kampf um Schweinheim. Amerikanische Infanteristen kamen vom Erbig herab und schossen Tränengas in den Stollen. Nachdem mit einem weißen Tuch der Bunker übergeben wurde, stürzten alle aus dem verqualmten Stollen ins Freie. In der Eile wurde so manche Habe im Bunker zurückgelassen. Ein Spähtrupp führte die Bunkerinsassen auf die Höhe des Erbig, wo sich zahlreiche amerikanische Panzer und Militär befanden. Nach einer Pause am Judenfriedhof wurden alle über die Brücke zum Nilkheimer Hof gebracht. Erst am Osterdienstag den 03. April 1945 konnten Sie über die Obernauer Schleuse wieder nach Schweinheim zurückkehren.
Gerüstsignal
Auf dem höchsten Punkt des Erbig errichtete das Landesvermessungsamt München einen hohen Turm aus Holzstämmen. In einem Vertrag räumte die Gemeinde Schweinheim dem Landesvermessungsamt das Recht ein, auf dem Erbig eine Fläche von 80 Quadratmetern zur Errichtung, Erhaltung und zum Gebrauch des Gerüstsignals für Zwecke der Landesvermessung zu benutzen. Dafür war eine jährliche Pacht von fünf Mark an die Gemeindekasse zu entrichten. Da der Turm über die Baumwipfel hinausragte, hatte man von oben eine schöne Aussicht. Nach Kriegsende 1945 wurde der Turm demontiert und fand als Brennholz Verwendung.
Der Schweinheimer Kreuzweg
Hinter dem "Fidelio - Ehrenmal" befindet sich die erste Station des Kreuzweges. Dieser führt hangaufwärts zur Birkenallee und schließlich Richtung Obernauer Kapelle. Mehr darüber erfahrt Ihr hier.
Verfasser: Sebastian Väth
Quelle: Beitrag von R. Stürmer,
"Fidelio aktuell", Juni 1993
Fotos: Philipp Väth
Eberhard Väth
Zeichnung: J. Saalbach