Sieben Mühlen gab es einmal in Schweinheim. Vier davon lagen in Unterschweinheim, das auch das Tal der Mühlen genannt wurde. Der Hensbach hatte alle Mühlräder zum Drehen gebracht. Heute gibt es kein Rad mehr, das der Bach antreiben könnte. Im Sommer nach einem Gewitterregen füllt er zwar oft noch den Bachgraben aus, in dem er sonst so leise dahinplätschert, doch kein Mühlwehr bremst ihn mehr.


Eckertsmühle 2020

Ein Stück Romantik ist noch geblieben. Ab der Liebezeitstraße führt ein schöner Fußweg entlang des Baches nach Unterschweinheim. Er lädt uns ein den Hensbach auf seinem Weg zum Main ein Stück zu begleiten.


Eichmühle (alte Hausnummer 8)

1248 Erstmals erwähnt
1298 Als "Otto's Mühle" in den Urkunden. Daher der Name "Ottenmühle".
Die Mühle war dem Kloster Schmerlenbach centpflichtig und wurde deshalb auch "Klostermühle" genannt.
1686 Johann Kaspar Camerari wird auf der Mühle genannt. Daher der Name "Camerarische Mühle".
1734 Camerarische Erben
1745 Eine weitere Urkunde spricht von der "Frau Centgrafenmühle".
Nahe der Mühle lag die Flurgemarkung "Bei der Centgrafenmühle".
1781 Um diese Zeit gab es einen Streit zwischen dem Collegiatstift und der "centgräfischen Wittib" wegen einer rückständigen Pacht (dokumentiert im Stadt- und Stiftsachiv)
1799 Suchte Johann Maurer, bisher auf der centgrafischen Bestandsmühle, um den Konsens nach, eine eigene Mühle im Au-Born bauen zu dürfen.
1809 Johann Reisert wird auf der Mühle genannt.
Von 1839 ist eine Landkarte vorhanden auf der die Mühle den Namen "Reisert-Mühle" trägt.
1846 Johann Reisert Witwer und Josef Eig (Eich), verheiratet mit Barbara (geb. Reisert), werden auf der Mühle genannt.
1900 Starb Josef Eich nach dem die Mühle ihren letzten Namen hatte.
1934 Friedrich Eich starb, die Mühle verfiel.
Auf den Grundmauern der alten Eich-Mühle wurde ein Wohnhaus errichtet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Miltenbergermühle (alte Hausnummer 9)

  Wenn man einem aufgefundenen Torbogenstein glauben darf, ist die Mühle 1562 erbaut worden. Aus alten Matrikelbüchern wurde entnommen:
Anna Maria, Witwe des Andreas Graß, heiratete Thomas Ball aus Oberburg.
1686 Wird im Schatzungsbuch die Mahlmill des Beständers Andreas Graß in Unterschweinheim mit 1180 Gulden angesetzt.
1698 Wird Nikasius Ball, Sohn von Thomas und Anna Maria Ball geboren. Er starb mit 38 Jahren.
1740 Wird Margarete, die Witwe von Nikasius auf der Mühle genannt. Sie heiratet Nikolaus Miltenberger aus Mönchberg.
1743 Johann Adam Miltenberger wird geboren. Er starb 1800.
1770 Johann Miltenberger wird geboren. Er war Müller und Gemeinderat. Er starb 1832.
1803 Georg Miltenberger wird geboren. Er starb 1855.
1837 Wird sein Sohn Valentin geboren. Er starb 1917.
Er war Förster und Pächter der Schmerlenbacher und Schweinheimer Jagd, Vorsitzender der Forst- und Müllerinnung und Bauernrat.
1877 Wird dessen Sohn geboren, der ebenfalls Valentin getauft wird. Er starb 1955.
1915 Robert Miltenberger wird geboren. Er starb 1980.
1955 Valentin Miltenberger stirbt. Bis dahin war die Mühle in Betrieb.
1970 In der Mühle bricht ein Brand aus. Sie wurde anschließend verkauft und im Winter 1970/71 abgerissen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Krugmühle (alte Hausnummer 2)

  Zuerst taucht sie als "Graf von Osteinsche Mühle" auf. Später dann "Dalbergsche Mühle". In alten Urkunden wird eine Pacht an Kurfürst Daniel (1576-1589) erwähnt.
1694 Ist "Herrn Dalbergs Miller 16 Sechter" schuldig. (Sechter = Aschaffenburger Getreideamtsmaß)
1715 Steffe Bleydorn
1734 Wird erwähnt: "Dem Herrn von Dalberg Mühle mit einem Gang, die 2. Mühle von untern herauf. 80 Gulden"
1734 Johann Bleydorn
1745 Johann Bleydorn mit 12 Kreuzer.
Georg Bleydorn Witwer mit 2 Kreuzer.
1813 Johann Bleydorn 12 Kreuzer.
1915 Übernahm Gottfried Krug gemeinsam mit seinen Brüdern Ludwig und Egid die Mühle. Ihre Mutter war Christine Krug, geb. Bleydorn.
Gottfried war ein künstlerisch begabter Müllerssohn, ein stiller Mensch, der eine große Liebe zur Natur hatte. Auf dem Anwesen hielt er viele Tiere und hatte einen Garten mit seltenen Pflanzen. Gut in Erinnerung war auch die Haushälterin Anna Krug, eine nahe Verwandte.
Viele Jahre fuhr der Brotwagen der Krugmühle, gezogen von einem Pferd, auf dem Kutschbock Seppl Staab, das gute Brot der Mühle in die nähere und weitere Umgebung.
Gottfried Krug starb 1946, Anna Krug 1961. Egid Krug lebte dann alleine in der Mühle. Direkte Nachkommen hatten sie keine. Die Bäckerei wurde dann an die Bäcker Hettinger und Anders verpachtet.
1975 Die Mühle wurde abgerissen. Heute stehen Wohnhäuser auf dem Gelände.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Eckertsmühle (alte Hausnummer 1)

Die erste von unten herauf war die Eckertsmühle, die auch Anderlohrsche Mühle genannt wurde. Um 1750 trug sie den Namen "Centgrafische Mühle". Wenn wir nach Zeugen der Vergangenheit suchen, lesen wir an einem verfallenen Keller oberhalb des Weges die Jahreszahl 1569. An einem Stein des Wohnhauses 1608 HB.

Im Jahre 1745 sind im Geschoßregister aufgeführt:
Frau Centgrafenmühle mit 12 Kreuzer, 6 Maß, 2 Sechter.

1755 ebenfalls im Geschoßregister:
Johann Georg Märkel, centgrafische Wittib in Aschaffenburg, 1 Mahlmühle mit 1 Gang in Unterschweinheim, die untere Mühle genannt.

Um 1780 wurde vom Collegiatsstift in Aschaffenburg eine rückständige Pacht von 4 Malter, 11 Sechter Korn gefordert. Die Pacht wurde für die Zeit von 1761-1780 verlangt. Im Stadt- und Stiftsarchiv befindet sich eine ganze Anzahl von Dokumenten, die diesen Streit zwischen dem Pächter und dem Collegiatsstift bezeugen. Die Verhandlungen zogen sich bis zum Jahre 1790 hin. Zum Schluß betrugen die Prozesskosten 56 Gulden und 49 Kreuzer. Gefordert waren 1780: 21 Gulden und 24 Kreuzer.

Zwischen 1790 und 1799 hieß der Pächter Joh. Maurer der 1799 um den Konzens nachsuchte auf seiner Wiese im Auborn eine neue Mühle bauen zu dürfen, weil er auf der Eckertsmühle "beforchten müßte alljährlich aufgekindt zu werden". 1799 war Johann Fertig "Beständerer der Mühle". 1810 Philipp Fertig.

In einem Stein hinter dem Haus wurde die Jahreszahl "1819 PE" gefunden. Am Seiteneingang in Stein gehauen die Zahl "1822 JHE". 1837 hieß der Besitzer Johann Eckert. Sein Name ist am Kellereingang unter dem Weg zu lesen. 1898 wurde die Eckertsmühle von der Gemeinde Schweinheim an die Stadt Aschaffenburg verkauft. 1905 wurde das Gebiet, früher zu Schweinheim gehörig, nach Aschaffenburg eingemeindet. In diesem Jahr war die Frau Anderlohr Pächterin der Mühle.

1918 versteigerte die Stadt Aschaffenburg das Mühlenanwesen. Rosa und Sebastian Kaup erwarben das Areal. Die neuen Besitzer eröffneten in den Weihnachtsfeiertagen 1924 eine Gastwirtschaft. Die Wirtsstube hatte nur 3 Tische. In den Sommermonaten jedoch betrieben die Besitzer eine sehr beliebte Gartenwirtschaft. Die Familie Kaup tat alles um die vielen Besucher gastfreundlich zu bewirten. Familien mit Kindern hielten gerne nach einem Spaziergang Rast.

Im letzten Krieg wurde die zerbombte Meisterschule für Steinmetzen in die Eckertsmühle ausgelagert. Außerdem trafen sich hier an Sonntagen die Ostarbeiter der Heckmann-Werke zum gemütlichen Beisammensein. Die Tochter des letzten Gastwirtes war noch 1986 Besitzerin und bewohnte die geschichtsträchtige Mühle. 


Ansicht im Jahre 2020

Die Mühlen im Unterhain

Es darf angenommen werden, dass die ältesten Häuser in Schweinheim die Mühlen im Unterhain gewesen sind (1248 Ottenmühle). Es ist schon sehr viel über die Mühlen in Schweinheim geschrieben worden. Einige Namen können bis heute noch nicht zugeordnet werden:

  • "Lohenmühle" im "Schweinheimer Weisthumb" - hinter der Miltenbergermühle liegen die Lohwiesen.
  • "Schleifmill" - zwischen Krugmühle und Eckertsmühle liegen die Schleifwiesen.
  • Eine "Berningers-Mill" wird im Schatzbuch von 1686 erwähnt.
  • "Heinrich Reinfurths Mahlmill" wird 1734 genannt.
  • Ein Acker auf "Georg Webers Mühle" stoßend wird erwähnt.
  • 1581 ist von einer Mühle von "Hansen Schiffer" zu lesen, "dem hohen Erzstift mit Schatzung, Atz, Frond und Diensten beladen".

Der Namen eines Müllers "Melchior Schiffer" findet sich in einem Verzeichnis, das auf Befehl der Schweden 1633 angelegt wurde. Das Verzeichnis hatte den Titel: "Underthanen des Cent Speszhardt" und sollte feststellen was aus den Bürgern noch herauszuholen ist. Bei der Aufzählung der Bürger von Schweinheim tauchen auch drei Müller auf, bei denen bisher ebenso die Lagen der Mühlen nicht festgestellt werden konnten:

  • "Melchior Schiffer", 1 Mühle 60 Reichstaler Feldgüter 70 R., 1 Pferd 1 Kuh 28 R., Schulden 375 R., übertrifft mit 217 R.
  • "Hanß Kolb" Müller, 1 Mühle und 1 Scheune 100 R. Feldgüter 95 R., Schulden 200 R., 1 Pferd 2 Kühe 4 Schweine 30 R., Schulden 750 R., übertrifft mit 325 R.
  • "Velten Liller" eine bestandene Mühl, 1 Pferd 1 Kuh 2 Schweine, 25 R.

1839 wurde vom königlich-bayerischen Quartiermeister eine Karte der Umgebung von Aschaffenburg herausgegeben. In Schweinheim sind darauf vom Main aus folgende Mühlen zu erkennen: Eckertsmühle, Bleidornmühle (Krugmühle), Miltenbergermühle, Reisertmühle (Eichmühle), Aumühle und die Dümpelsmühle. Man kann auch gut erkennen, dass zu dieser Zeit zwischen Schweinheim und der Stadt nur der Neuhof als Gebäude gelegen hat.

Aus "Fidelio aktuell", Nr. 6 Januar 1986 und März 1990
Verfasser: Hans Brunner
Fotos: Philipp Väth