Der Lebensraum für Schleiereulen, Fledermäuse und Turmfalken wird immer weniger. Alte verlassene Gebäude und Ruinen werden abgerissen oder perfekt restauriert. Dachspeicher werden ausgebaut, alte Scheunen völlig verschlossen und Kirchtürme werden modernisiert.
Da bleibt kein Platz mehr für Nischen, Schlupflöcher und Nistplätze, die für viele vom Aussterben bedrohte Tierarten zum Überleben notwendig sind. Als sich die Gelegenheit ergab, die ausgediente Trafostation an der Sandgrube zu bekommen, sahen wir darin die Möglichkeit aktiv Naturschutz zu betreiben.
Arbeiten an der Trafostation - ein Kurzbericht:
27. Januar 1989
Erste Besprechung und Besichtigung vor Ort, zwecks Übernahme der ausgedienten Trafosation von den Stadtwerken. Es wurde ein Antrag bei der Bundesvermögensverwaltung gestellt, um Überlassung des Gebäudes, zwecks Nutzung als Brut- und Winterquartier für Schleiereulen, Singvögel, Fledermäuse und Amphibien. Die Genehmigung wurde erteilt.
03. November 1990
Die Außenanlage wurde bepflanzt. Pflanzen wurden unentgeldlich vom städtischen Forstamt zur Verfügung gestellt. Die untere Zwischendecke wurde eingezogen.
Planungsskizze zum Umbau, J. Saalbach
3 Wochen später
Die Obere Zwischendecke wurde eingebaut und der Dachstuhl freigelegt. Hierbei wurde ein etwa 60cm hohes Hornissennest gefunden. Dieses prächtige Exemplar wurde fachgerecht geborgen und dem Naturwissenschaftlichen Museum als Schaustück zur Verfügung gestellt.
In einem Zwischengeschoss wurde ein Raum für Schleiereulen eingerichtet. Isolatoren wurden entfernt und die Einflugöffnungen für die Eulen abgemauert.
Im Dachstuhl wurden Roste aus Dachlatten für Fledermäuse angebracht.
Die Außentüren wurden entrostet und neu gestrichen.
Mit dem Hubwagen der Stadtwerke wurde die Dacheindeckung überprüft und Lüftungsziegel als Einflugöffnungen für Fledermäuse angebracht.
An den Außenwänden wurden Paletten angebracht, als Nistplätze für Halbhöhlenbrüter und Unterschlupf für Fledermäuse.
Die Bodengrube im Innenraum wurde ausgeräumt und Einschlupföffnungen angebracht. Die Grube dient zum Überwintern von Kröten und Fröschen.
Bis Oktober 1991 wurden sämtliche Arbeiten abgeschlossen, wie das Anbringen von Nisthöhlen für Höhlenbrüter und Sichtfenster für Beobachtungen in der Eulenstube. Unter Beteiligung zahlreicher Prominenz wurde der Turm am 02. November 1991 seiner Bestimmung übergeben.
Ansichten im Jahr 2020
Aus "Fidelio aktuell", Dezember 1991
Verfasser: J. Saalbach
Aktualisierung: Sebastian Väth
Fotos: Philipp Väth